Außerirdisch schön:
die Bilder von
Otto Pavlicek
Sein Leben widmete der Künstler Otto Pavlicek den
Schwachen der Schwächsten und schrieb ein Buch. Heute malt er.
Seine Bilder sind wie vom anderen Stern.
Der Vater hat ihm die Kunst verboten. Der Sohn hat ihn
vierzig Jahre später zu ihr zurückgeführt. Früher
kopierte Otto Pavlicek große Maler im Kleinformat. Heute sind es
kleine Details auf großen Holzplatten und ausrangierten
Satellitenschüsseln. Bunt ist seine Bilderwelt und wie von einem
anderen Stern. In einem Jahr sind 70 Öl- und Acrylbilder
entstanden. Eine Auswahl davon ist noch bis zum 4. Mai im Geretsrieder
Rathaus, südlich von München, zu sehen.
„Du willst wohl ein Rembrandt werden“, hatte ihn der Vater
in seiner Kindheit in dem Dorf Crvenka, im ehemaligen Jugoslawien,
verspottet und ihm den Weg als Kunstmaler untersagt. Malen wurde nur zu
seinem Hobby; soziales Engagement zu seinem Beruf. Irgendwann lies er
den Pinsel ganz verschwinden, kaufte ein altes Bordell im Münchner
Stadtteil Sendling und machte daraus ein Wohnheim für die
Schwächsten der Schwachen. Alkoholiker, Drogensüchtige,
Häftlinge zogen dort ein, und Pavlicek schrieb ein Buch über
deren Leben in seinem Heim.
Fantasiewelten aus Katzen, Möpsen, Menschen oder krummen Häusern
Vor einem Jahr etwa brachte ihm sein Sohn Robert eine 80 Jahre alte
Holzplatte, zwei auf zwei Meter groß, und weckte damit bei seinem
Vater die schlummernde Künstlergabe. Das Ölbild, das darauf
entstand, heißt „Dennis“. Es ist nach einem seiner
Enkel benannt, so wie Pavlicek gerne seine Bilder nach
Familienangehörigen betitelt. Immer setzt der Maler auf einen
schwarzen Hintergrund eine kunterbunte Fantasiewelt. Besonders
auffällig sind die vielen kleinen Gestalten, mal sind es Katzen,
Möpse, Menschen oder krumme Häuser. Sie sind einfach
stilisiert und wie in einem Muster angeordnet. Manchmal hat der
Künstler den Katzenkörpern sogar Stierköpfe aufgesetzt
oder umgekehrt. Darum wirken fast alle Motive auf den Bildern des
Malers, wie von einem anderen Stern. So hat er beispielsweise bei dem
Bild „Dennis“ um die krummen Häuser, deren Fassaden
wie Gesichter aussehen, Menschenketten angeordnet, so als wären
sie gerade vor die Türe gegangen, um von ihrer Welt aus die Erde
zu begrüßen.
Satellitenschüsseln empfangen
künstlerisches Morsesystem
Doch der in München lebende Künstler will mit seiner Malerei
keine große Symbolik transportieren, sagt eher ganz banal dazu:
„Ich stelle eines meiner Figuren hin und dann werden es viele,
bis die Leinwand voll ist. Sie sollen was für‘s Auge
sein.“ Was die Betrachter sehen wollen, sei ihrer Fantasie
überlassen. Seine jedenfalls ist so groß, dass sie ihn oft
nachts herumtreibt. Wenn er dann anfängt zu malen, hört er
solange nicht mehr auf, bis sein Werk vollendet ist. „Weil ich
neugierig bin, was entsteht.“ Auch wenn Otto Pavlicek es nicht
zugeben will, seine Bilder haben etwas Außerirdisches an sich,
denn zwischen den Holzplatten und Leinwänden hängen auch
große Satellitenschüsseln. Auch sie hat er mit seinem
künstlerischen Morsesystem bemalt. Nun, vielleicht empfängt
der Maler darüber seine Motive aus dem All und weiß es nur
nicht.
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Autor des Artikels ist Andrea Weber.
Quelle: Merkur
Foto: Andrea Weber
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